In Mitte, Pankow und Treptow-Köpenick scheint es nun Lösungen zu geben, um die über 160 Schüler*innen mit Schulplätzen zu versorgen, in deren Vergabe-Bescheiden noch keine konkreten Schulplätze benannt waren.

Im Sinne der Schüler*innen ist es sehr zu begrüßen, dass nachträglich nun Räume gefunden wurden. Wir danken allen, die sich hierfür in den vergangenen zwei Wochen engagiert eingesetzt haben!

Andererseits entstehen durch die gefundenen „Notlösungen“ weitere Ungerechtigkeiten.

Der Presse ist zu entnehmen, dass Plätze geschaffen wurden, indem u. a. Willkommensklassen an andere Standorte ausgelagert werden. Mit Blick auf Integration, Teilhabe, schulisches und gesellschaftliches Miteinander ist das eine denkbar schlechte Lösung. Hinzu kommt, dass die Oberschulen jetzt so voll sind, dass ein Übergang aus der Willkommensklasse in die Regelklasse zumindest fraglich ist. So kann die Situation entstehen, dass Schüler*innen länger in Willkommensklassen verbleiben müssen als unbedingt notwendig.

Das zweite Problem entsteht aus der erneuten Verdichtung der Schülerschaft an den Schulen, die dankenswerterweise zusätzliche Schüler*innen aufnehmen. Die Räume, Flure, Schulhöfe, Mensen usw. werden noch voller, Konfliktpotenziale erhöhen sich weiter. Und das in einer Zeit, in der das soziale Miteinander – auch infolge der Pandemie – ohnehin eine enorme Herausforderung ist.

Die dritte Ungerechtigkeit trifft weiterhin jene Schüler*innen, die im Vergabeverfahren keine ihrer drei Wunschschulen und keine wohnortnahe Schule bekommen haben. Sie müssen über Zuweisungen sehr weite, teilweise unzumutbar weite Wege auf sich nehmen. Hier sind die Schüler*innen mit der nachträglichen Vergabe bessergestellt.

Die Ursachen der entstandenen Situation waren – mit der Ausnahme des Krieges – schon lange absehbar. Und die Situation wird auf absehbare Zeit – nämlich konkret bis zur Fertigstellung von Schulneu- bzw. Ergänzungsbauten weiterführender Schulen – nicht besser werden. Wir erneuern daher unsere Forderungen

  • ein Konzept zu entwickeln, das freie Kapazitäten an zentral verwalteten Schulen einschließlich der Oberstufenzentren langfristig nutzbar macht. Ideen hierfür liegen bereits vor.
  • Räume in Immobilien der BIM und am Immobilienmarkt zu identifizieren und zu sichern, um dem Mangel der kommenden Jahre vorzubeugen.
  • für die Zeit nach dem Vergabeverfahren eine Schulplatztauschbörse einzurichten, um Familien die Möglichkeit geben, ggf durch Tausch doch einen wohnortnahen oder näheren Schulplatz zu erhalten.

Ein Jahr ist schnell vergangen. Daher müssen diese Schritte jetzt engagiert angegangen werden, damit sich Ähnliches wie in letzten und in diesem Jahr nicht auch in 2023 wiederholt.

Selbstverständlich muss der Schulbau auch weiter vorangetrieben werden. Nur so können Not- und Übergangslösungen wieder aufgelöst werden.