Berlins Schulen sollen stärker in Haftung genommen werden für das, was sie leisten: Gute Schulen bekommen Preise, schlechte bekommen Stress. Nicht jedem Pädagogen schmeckt dieser erzieherische Druck.
Dass es Schulen gibt, die ihre Schüler besser, andere, die sie schlechter auf die Zukunft vorbereiten, steht fest. Umstritten ist, woran das liegt: An der Umgebung, den Schülern, der Ausstattung? Oder an den Lehrern und Leitern? Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat sich entschieden: Eine gute Schule wird auch von innen gut − durch engagierte Lehrer und eine starke Schulleitung.
Also sollen Berlins Schulen künftig stärker in Haftung genommen werden für das, was sie leisten. Gute Schulen – also solche, denen es zum Beispiel gelingt, die Zahl ihrer Abbrecher zu senken oder das Klima zu verbessern – sollen Schulpreise und mehr pädagogische und finanzielle Freiheit bekommen. Jenen allerdings, die zwei Jahre in Folge zu den 20 Prozent „leistungsschwächsten“ Schulen gehören, soll Druck gemacht werden.
Schüler dürfen beurteilen
Sie werden verpflichtet, sich selbst zu evaluieren, unter anderem, indem Schüler den Unterricht beurteilen. Ihre Schulleiter sollen fortgebildet und im Extremfall auch abgelöst werden können. Überhaupt soll Schulleiter nur noch werden, wer dafür ausgebildet ist. Alle Berliner Lehrer werden gehalten, sich sechs Doppelstunden im Jahr fortzubilden; Nachwuchslehrer sollen pädagogische Begleitung bekommen.
Besonders umstritten ist Zöllners Plan, die Erkenntnisse von Schulinspektoren öffentlich zu machen. Dazu soll jede Berliner Schule verdonnert werden. Bisher stellen – wenig überraschend − nur gut beurteilte Schulen das Ergebnis auf ihre Website. Ein Ranking soll nicht möglich sein, versichert Zöllner. Es gehe um eine „Standortbestimmung“ in einem „fairen Vergleich“ mit ähnlichen Schulen: „Wir brauchen diese Orientierung für Schüler und Eltern.“
Eltern-Info per SMS
Eltern sollen aber auch eine Orientierung darüber erhalten, was ihre Kinder treiben: Bereits am ersten Tag unentschuldigten Fehlens sollen sie per SMS oder Anruf informiert werden.
Die Vorsitzende des Grundschulverbandes – selbst Leiterin einer jüngst erst wegen ihrer inklusiven Bildung ausgezeichneten Schule – protestiert gegen Zöllners Pläne. Die Veröffentlichung der Ergebnisse komme „einem Ranking gleich,“ heißt es in einem Brief Inge Hirschmanns an den Senator. Schulen würden für Dinge beurteilt, die nicht in ihrer Verantwortung stünden; statt einer „Misstrauenskultur“ sei „flexibel abrufbare Beratung und Unterstützung“ nötig. Der Landeselternausschuss begrüßt die geplante Veröffentlichung. Im Detail festgezurrt werden soll das Qualitätspaket „Transparenz und Motivation“ im Frühjahr 2011.